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contextiles
Die Arbeit contextiles entstand im Sommer 2022 im Rahmen des Semesterprojektes adaption____reaktion im Fotografieschwerpunkt des Kommunikationsdesigns an der BURG bei Stephanie Kiwitt. Die Aufgabe bestand darin, eine adaption___reaktion zu einer Arbeit von Fotografinnen die im Archiv der Moritzburg Halle lagern zu erarbeiten. Während einer Plakatausstellung in Einzelhandelsgeschäften der Schmeerstraße wurde das gewählte Bild von Hans Finsler in reaktion zu meiner Arbeit gesetzt und somit den Bürgerinnen Halles zugänglich gemacht (siehe Bild rechts).
Contextiles behandelt die Suche nach der Emotion des Auslösens und des Motivs, sowie dem Eingeständnis, dass das Textile jenes ist, was mich am meisten bewegt. Das Textile erscheint bei mir nahezu überall. Die Farbigkeit, der Glanz, die Struktur und vor allem die Komposition und Kombination erfreuen mich in vielen Momenten. Textiles bleibt dabei aber nicht für sich, sondern wirkt nur im Kontext so geborgen, ehrfürchtig, beiläufig, beschwingt, gelassen, erfreulich, verspielt, überraschend, vertraut, ekstatisch, beruhigend und mysteriös.
Die gezeigten Bilder entstanden im Mai 2022 bei Veranstaltungen wie Konzerten, Geburtstagen und einem Musik-Festival. Für letzteres konnte ich zudem die textile Installation zvuws aufbauen, welche gelegentlich auf den Bildern zu sehen ist. Da ich für die Plakatausstellung eine Reaktion zu Hans Finsler erarbeitet habe, bleibt auch die weitere Arbeit von dieser Auseinandersetzung inspiriert. Während Hans Finster vor gut 100 Jahren das neuen Sehen der 20er Prägte, interessierte ihn, Gewebe als Material zu drapieren, inszenieren und das Wesen des Stoffes zu extrahieren. In für damals sehr experimenteller Weise entwickelte er Bilder mit viel Kontrast, Diagonalen und modifizierten Schärfeverhältnissen, die fortschrittlich und technikaffin wirkten. Aus heutiger Sicht erscheint mir diese angewandte Fotografie immanent in zahlreichen Webshops von Textilherstellern.
In meiner Reaktion zeige ich das Textile bewusst nicht als Produktbild, sondern im alltäglich lebendigen Gebrauch. Hierbei sind Motive präzise beobachtet und nicht drapiert. In den meisten geselligen Situationen entsteht das Bild in einem bewussten Aus dem Moment gehen und für das eigene emotionale Erleben.
Die Mischung von Farb- und Schwarzweißbildern macht deutlich, dass sich das textile Erlebnis nicht durch Farblichkeit konstituiert. Einerseits lässt Farbe viel Stimmung für sich entstehen und kann dadurch mit der Struktur, Komposition und Glanz in Konkurrenz treten. Andererseits ermöglicht die Farbe eine sehr freudig verspielte Möglichkeit, Bilder in Kontext zu setzen. So zeigt die Arbeit eine solche Konstellation von Fotos die über ihre Farbigkeit, Struktur, Emotion, Glanz, Kontrast oder Komposition definiert sind. In vier Rahmen mit 70x100cm großen Inkjetprints sind die einzelnen Fotos so akkurat zusammengesetzt, dass die einzelnen Motive mit allen anderen in ihrer Konstellation korrespondieren. Ein wichtiger Aspekt ist stets die Dialektik, die das emotionale Erleben nicht nur als reinen Glücksmoment hinstellt sondern auch kritisch hinterfragt wird. Einerseits ist diese Dialektik in den Bildern aber auch durch die bewusste kontrastreiche Konstellation entwickelt worden.
Technik: Fotografie (analog + digital)
Material: Inkjet auf Fotopapier
Größe: 4x 100x70cm
Jahr: 2022